München (Reuters) - Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne steigt für eine Milliardensumme ins Pharma-Geschäft ein.

Seine schweizerische Kühne Holding übernimmt den bayerischen Pharma-Auftragsfertiger Aenova, der seit zwölf Jahren dem britischen Finanzinvestor BC Partners gehört, wie die beteiligten Unternehmen am Mittwoch mitteilten. BC Partners bleibt als Minderheitsaktionär an Bord. Der 86-jährige Kühne habe den Finanzinvestor Apax Partners überboten, der zuletzt 1,5 Milliarden Euro für Aenova zahlen wollte und als Favorit galt, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person. BC Partners und Aenova wollten sich dazu nicht äußern.

"Diese Investition ist für uns ein wichtiger strategischer Schritt, um das Investitionsportfolio der Kühne Holding AG um Unternehmen aus der Gesundheits- und Pharmabranche zu erweitern, die eine starke finanzielle Basis und langfristige Wachstumsaussichten aufweisen", begründete der neue Kühne-Chef Dominik de Daniel den Einstieg bei Aenova. Kühne, der als einer der reichsten Deutschen gilt, war bisher überwiegend in der Logistik-Branche aktiv: als Mehrheitseigentümer der Spedition Kühne + Nagel sowie als Aktionär der Lufthansa und des Chemikalienhändlers Brenntag. Zuletzt hatte er als Investor bei der zusammengebrochenen Immobilien-Holding Signa des Tiroler Unternehmers Rene Benko Schlagzeilen gemacht.

Aenova entstand 2008 durch den Zusammenschluss der Pharma-Firmen Dragenopharm und Swiss Caps. Das Unternehmen aus Starnberg bei München produziert Arzneimittel im Auftrag großer Pharmakonzerne, für die sich eine Eigenproduktion nicht mehr lohnt. An 14 Standorten in Deutschland, der Schweiz, Italien, Irland, Rumänien und den USA sind 4000 Mitarbeiter beschäftigt. Im vergangenen Jahr steigerte Aenova den Umsatz um 17 Prozent auf 832 Millionen Euro, das ist so viel wie nie. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag in den zwölf Monaten bis August 2023 laut einer Moody's-Studie bei 137 Millionen Euro

2012 übernahm BC Partners das Unternehmen für 480 Millionen Euro vom Konkurrenten Bridgepoint und kaufte wenig später für 800 Millionen Euro die Arzneimittelhersteller Haupt Pharma und Temmler hinzu. Dadurch verdreifachte sich der Umsatz annähernd. Inzwischen sieht sich das Unternehmen in der Branche als einer der zehn größten Auftragshersteller weltweit. Die Integration der zugekauften Unternehmensteile zog sich aber länger hin als geplant. Deshalb blieb Aenova ungewöhnlich lange im Portfolio von BC Partners. Üblich sind Haltezeiten von drei bis sieben Jahren.

"Mit der neuen Eigentümerstruktur werden wir unsere Strategie weiterverfolgen, Aenova zum führenden (Hersteller) in Europa mit flexiblen Kapazitäten und innovativen Spezialtechnologien und -Plattformen weiter auszubauen", sagte Vorstandschef Jan Kengelbach, der Aenova seit 2018 leitet.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)