AKTIONÄRSBRIEF

Kommentar zur Geschäftsentwicklung der VZ Gruppe im ersten Halbjahr 2022

VZ Holding AG

Innere Güterstrasse 2

6300 Zug

VZ GRUPPE: ERSTES HALBJAHR 2022

Sehr geehrte Aktionärin, sehr geehrter Aktionär

Finanzmärkte stark

Der Ukraine-Krieg, Lieferengpässe und die Inflation belasten die wirtschaftlichen Aus-

unter Druck

sichten und führten im ersten Halbjahr bei allen wichtigen An­lageklassen zu starken

Werteinbussen. Aktien, Obligationen­ und Immobilien-Anlagen verloren gleichzeitig an

Wert, was bei Marktkorrekturen sehr selten vorkommt.

Betriebsertrag wächst

Auch in diesem ungünstigen Umfeld ent­wickelte sich das Geschäft der VZ Gruppe

um 12 Prozent

positiv. Das ist in erster Linie dem Schwung zu verdanken, den wir aus dem Vorjahr

mitge­nommen­ haben. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 stiegen die Betriebserträge

um 11,8 Prozent von 187,8 auf 210 Mio. Franken. Zwei Drittel davon sind Erträge aus

verwalteten Vermögen. Sie wuchsen im ersten Halbjahr um 11,5 Prozent von 120,4 auf

134,3 Mio. Franken. Der Gewinn stieg um 12,6 Prozent von 68,4 auf 77 Mio. Franken.

Über 4000 zusätzliche

Die Nachfrage nach kompetenter und umfassender Beratung nimmt unvermindert

Plattform-Kunden

zu, was sich in den wachsenden Honoraren niederschlägt. Zudem entschieden sich im

ersten Halbjahr mehr als 4000 Kundinnen und Kunden nach einer Beratung für unsere

Verwaltungsdienstleistungen. Mit 2,5 Mia. Franken erreichte das Netto-Neugeld ein

ähnliches Niveau wie in der Vorjahresperiode.

Grundsolide Bilanz

Unsere Sicherheits- und Bilanz-Kennzahlen sind ausserordentlich solid, und die Bilanz

ist sehr risikoarm strukturiert. Seit Ende 2021 wuchs die Bilanzsumme um 255 Mio.

auf 6 Mia. Franken. Dieser Anstieg ist auf die wachsende Kundenzahl zurückzuführen.

Mit 23,5 Prozent liegt die Quote unseres harten Kernkapitals (CET1) weit über dem

Durchschnitt der Branche. Weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Zinsen

erhöht und den Freibetrag für Sichteinlagen gesenkt hat, werden wir unser Interbanken-

Geschäft deutlich reduzieren. Darum erwarten wir, dass die Bilanz trotz weiter steigender

Kundenzahl in den nächsten 12 Monaten kaum wachsen wird.

Ausblick

Im zweiten Halbjahr rechnen wir mit einer unverändert starken Nachfrage nach Bera­

tung. Die anhaltende Unsicherheit dürfte jedoch die Konvertierung in Plattform-Dienst-

leistungen verlangsamen. Wegen der tieferen Bewertung der verwalteten Vermögen­

werden die Erträge daraus stagnieren oder nur leicht wachsen, während die Bankerträge

etwas abnehmen­ dürften. Alle anderen Erträge wachsen voraussichtlich ähnlich wie

im ersten Halbjahr. Für das gesamte Geschäftsjahr 2022 erwarten wir darum, dass der

Gewinn nur leicht höher ausfällt als 2021. Darüber hinaus gehen wir von einer Rück-

kehr zum gewohnten Wachstum aus, sobald sich die Finanzmärkte wieder beruhigen.

Wir bedanken uns bei allen, die mit dem VZ verbunden sind und seine Entwicklung

mitgestalten.

Zug, 12. August 2022

Fred Kindle

Präsident des Verwaltungsrats

Vorsitzender der Geschäftsleitung

«Weil unser Geschäft auf einem sehr zuverlässigen Fundament steht, wächst es auch in schwierigen Phasen wie dieser.»

Adriano Pavone, Leiter Medienarbeit, diskutiert die Ergebnisse und die Aussichten der VZ Gruppe mit Matthias Reinhart, Vorsitzender der Geschäftsleitung.

Herr Reinhart, die letzten sechs Monate waren in vielerlei Hinsicht besorgniserregend. Wie beurteilen Sie die Lage und die Aussichten für Ihr Geschäft?

Einmal mehr hat sich bestätigt, dass die Nachfrage nach unserer Beratung nicht von der Konjunktur ab- hängt, sondern vor allem von der Demografie. Darum wachsen unsere Honorare auch in schwierigen Phasen wie dieser. Erfreulich ist auch der Trend, mehrere unse- rer Plattformen zu nutzen. Beides zeigt, dass unser Ge- schäft auf einem sehr zuverlässigen Fundament steht.

Sie verdienen Ihr Geld vor allem mit der Vermö­ gensverwaltung. Da haben die Marktverwerfungen sicher Spuren hinterlassen …

Es stimmt: Zwei Drittel der Betriebserträge stam- men aus der Bewirtschaftung der Vermögen, die uns unsere Kundinnen und Kunden anvertrauen. Für die langfristige Entwicklung unserer Erträge ist der Wert dieser Assets entscheidend; Wertveränderungen schla-

«Unsere Kundinnen und Kunden sind auf kurzfristige Verwerfungen vorbereitet und halten an ihrer Strategie fest.»

gen sich aber nur verzögert darin nieder. Das Ertrags- wachstum im ersten Halbjahr ist vor allem auf die starke Zunahme der Assets im Vorjahr zurückzufüh- ren. Umgekehrt werden die Erträge im zweiten Halb- jahr weniger wachsen wegen der starken Korrektur, die wir im ersten Halbjahr erlebt haben.

Was heisst das für den Gewinn im zweiten

Halbjahr?

In absoluten Zahlen erwarten wir einen leicht tie- feren Gewinn als im ersten Halbjahr. Entscheidend wird sein, wie sich die Finanzmärkte bis Ende Jahr entwickeln.

Bedeutet das, dass Sie bei den Kosten auf die Bremse treten müssen?

Nein, wir investieren un­abhängig von kurzfristigen Schwankungen in unser langfristiges Wachstum. Mit- telfristig ist eine kontinuierliche Zunahme der Nach- frage absehbar. Darum werden wir unsere Kapazität ausweiten, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Gleichzeitig entwickeln wir unsere Dienstleistungen laufend weiter und investieren in die Digitalisierung, um unseren Vorsprung weiter auszubauen.

Die Zinslandschaft hat sich in den letzten Monaten radikal verändert. Was heisst das für das VZ?

Die Summe aller Effekte führte zu einer tieferen Bewertung der verwalteten­ Vermögen. Wenn sich die SNB von Negativ­zinsen verabschiedet, nimmt das einerseits­ Druck von den Kundinnen und Kunden weg, liquide Mittel zu investieren, was das Wachstum des Netto-Neugelds dämpfen könnte. Andererseits würde sich das positiv in unserem Zinsresultat nieder- schlagen.

Zieht Ihre Kundschaft Geld ab, wenn es an den Börsen schlecht läuft?

Nein, denn unsere Kundinnen und Kunden sind langfristig orientiert. Sie verfolgen ihre Anlagestra- tegie in der Regel sehr konsequent, weil sie gut auf kurzfristige­ Verwerfungen vorbereitet sind. Anders als unsere Mitbewerber haben wir nur wenige Kunden, die kurzfristig und spekulativ handeln.

Ein grosser Teil Ihrer Bilanzsumme steckt in Hypotheken. Sind hier Abschreibungen nötig, weil die Risiken zugenommen haben?

Unsere Bilanz ist sehr risikoarm. Die eine Hälfte unserer Aktiven legen wir bei der SNB und in einem repofähigen Bond-Portfolio an. Beides ist sehr sicher und liquid. Die andere Hälfte ist in Wohnbau-Hypo- theken von Kundinnen und Kunden angelegt. Die durchschnittliche Belehnung ist tief, und auch bei der Tragbarkeit gibt es viel Spielraum: Selbst wenn die Immobilienpreise einbrechen würden, erwarten wir keine Ausfälle.

Wie sehen die Erfahrungen in Grossbritannien aus, ein Jahr nach dem Einstieg bei Lumin?

Wir sind sehr zufrieden mit unserem Eintritt in diesen neuen Markt. Unsere Erwartungen haben sich

bestätigt, und wir sehen ein grosses Entwicklungs­ potenzial. Die neuen Kolleginnen und Kollegen pas- sen gut zu uns, weil wir die gleichen Vorstellungen und Ziele haben. Diese Übereinstimmung ist erfreulich, und wir wollen unser Geschäft wie geplant weiter­ entwickeln.

Und was sind Ihre weiteren Pläne dort?

Es gibt vier Stossrichtungen: Erstens wollen wir organisch wachsen. Dabei hilft uns unsere Marketing- Expertise aus der Schweiz und aus Deutschland.

«Wir erwarten, dass Erträge und Gewinn mittelfristig ähnlich weiterwachsen wie im Durchschnitt der letzten Jahre.»

Zweitens investieren wir in die Aus- und Weiter­ bildung neuer Advisors, um die Beratungskapazität zu erhöhen. Drittens kaufen wir kleinere Independent Financial Advisors (IFA) dazu, vor allem von Inhabern, die Nachfolger suchen. Und mittelfristig integrieren wir die Vermögensverwaltung in unsere Plattform. So können wir auch dort differenzierte­ Lösungen zu tieferen Kosten anbieten.

Was sind die nächsten Schritte bei der Digitali­ sierung Ihres Geschäfts?

Am sichtbarsten ist die Entwicklung beim VZ Finanzportal, unserer digitalen Kunden-Schnittstelle.

2021 haben wir unser e-Banking auf eine leistungs­ fähigere Basis migriert und vor ein paar Monaten mit «Finanzportal Pro» eine professionelle Handels- ­plattform lanciert. Bei keinem anderen Anbieter bekommen Anleger solche Inhalte und Tools zu ei- nem vergleichbaren Preis. Als Nächstes werden wir Zahlungsverkehrs­- und Kartenfunktionen einführen, wie sie die führenden Neo-Banken anbieten.

Wie entwickelt sich das Geschäft mit Firmen­ kunden, und was gibt es dort Neues?

KMU können unser Firmenportal nutzen, etwa für ihre Pensionskasse, ihre Versicherungen und ihre Personal-Administration. Das ist eine grosse Verein- fachung und ein weiterer Vorteil. Wir gründen gera- de die VZ BVG Rück AG: Ab 2023 wollen wir die Risiken Invalidität und Todesfall unserer Sammel­ stiftungen direkt am Rückversicherungsmarkt ver­ sichern. Das bringt den Versicherten Kostenvorteile und uns Effizienzgewinne.

Nächstes Jahr geben Sie die Geschäftsleitung an Giulio Vitarelli weiter und übernehmen das Präsidium des Verwaltungsrats. Ist das VZ bereit für diesen Wechsel?

Ja: Wir bereiten diesen Übergang seit Jahren vor. Er ist sorgfältig geplant, kommuniziert und ein­geleitet. Wir haben das Glück, dass unsere Konstellation die besten Voraussetzungen schafft, um Kontinuität und Stabilität für alle Beteiligten zu garantieren.

Und wie sieht der Ausblick aus?

Im zweiten Halbjahr werden wir die Marktkorrek- tur des ersten Halbjahrs am schwächeren Wachstum der Erträge aus den verwalteten Assets und am zö- gerlicheren Verhalten der Kunden spüren. Allerdings schafft jede starke Korrektur Raum für eine kräftige Erholung und eröffnet neue Anlage-Chancen. Mittel- fristig gehen wir von einer Markterholung und einem kontinuierlichen Wachstum aus. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Wettbewerbsposition lau- fend gestärkt, indem wir Kapazitäten­ ausgebaut und unsere Marktabdeckung­ ausgeweitet und verdichtet haben. Die Skalen­erträge aus dem Geschäft mit un- seren Plattform-Dienstleistungen­ nutzen wir auch, um sie in Form von attraktiven Angeboten an unsere Kundinnen und Kunden weiterzugeben. Wenn keine unerwarteten Krisen auftreten, erwarten wir darum, dass Erträge und Gewinn mittelfristig ähnlich weiter- wachsen wie im Durchschnitt der letzten Jahre.

KENNZAHLEN

Erfolgsrechnung

in CHF '000

1. HJ 2022

2. HJ 2021

1. HJ 2021

Total Betriebsertrag

209'978

201'111

187'755

Total Betriebsaufwand

109'320

103'215

97'795

Betriebsergebnis (EBIT)

89'968

87'393

80'121

Reingewinn

77'031

74'826

68'378

Bilanz

in CHF '000

30.06.2022

31.12.2021

30.06.2021

Bilanzsumme

6'025'221

5'770'792

5'415'357

Eigenkapital

690'932

699'684

627'268

Netto-Liquidität

581'606

588'229

479'769

Eigenmittel und Eigenkapital

30.06.2022

31.12.2021

30.06.2021

Eigenkapitalquote

11,5%

12,1%

11,6%

Harte Kernkapitalquote (CET 1)

23,5%

25,2%

23,2%

Gesamtkapitalquote (T1 & T2)

23,5%

25,2%

23,2%

Verwaltungsbestände

in CHF Mio.

30.06.2022

31.12.2021

30.06.2021

Assets under Management

37'646

39'002

36'354

Personalbestand

30.06.2022

31.12.2021

30.06.2021

Vollzeit-Äquivalente

1'186,2

1'142,5

1'089,2

Geschäftsentwicklung

in CHF Mio.

201,1

210,0

187,8

168,9

159,8

56,4

61,1

68,4

74,8

77,0

1. HJ

2. HJ

1. HJ

2. HJ

1. HJ

2020

2020

2021

2021

2022

Betriebsertrag

Reingewinn

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VZ Holding AG published this content on 12 August 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 12 August 2022 07:39:05 UTC.