--Onshore-Geschäft wird auf USA und Europa konzentriert

--Zweistellige Marge im Windgeschäft angestrebt

--CEO der Windsparte geht

--Ergebnis steigt im zweiten Quartal unerwartet deutlich

(NEU: Durchgehend neu, Aussagen aus der Telefonpressekonferenz, Marktreaktion)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy hat nach einem guten Quartal die Prognose angehoben und umfangreiche Maßnahmen angekündigt, die im verlustträchtigen Windgeschäft der spanischen Tochter Gamesa zweistellige Margen ermöglichen sollen. Gamesa-CEO Jochen Eickholt, der die Pläne erarbeitet hat, übergibt die Führung zum 1. August an Konzernvorstand Vinod Philip. Die bisher eigenständige Windkraftsparte wird dabei in die Führungsstruktur des Konzerns integriert. Die Aktie des Unternehmens reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten.

Siemens Energy will auch das nach massiven Qualitätsproblemen ramponierte Onshore-Geschäft mit Windturbinen an Land wieder auf Kurs bringen. Außerhalb Chinas sei hier mit jährlichen Wachstumsraten von 8 Prozent zu rechnen, sagte Siemens-Energy-Konzernchef Christian Bruch. "Das Fundament ist da für ein erfolgreiches Geschäft." Man steige nach einer Prüfung aller Optionen deshalb aus diesem Geschäft nicht aus. Allerdings will Bruch das Geschäft auf regulatorisch stabile Märkte konzentrieren, wo ein profitables Geschäft möglich ist. Das sind vornehmlich Europa und die USA.

In der Folge werden Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze angepasst, wie es hieß. Allerdings wollte sich Bruch auch auf Nachfrage in einer Telefonpressekonferenz nicht zu der Frage äußern, ob es zu Werksschließungen kommen könnte und in welchem Umfang Stellen abgebaut würden. Da das Geschäft mit Windkraftanlagen auf See (Offshore) aber wachse, sei damit zu rechnen, dass der Personalbestand von Siemens Gamesa in etwa konstant bleiben werde.

Details würden in nächster Zeit erarbeitet, sagte Bruch. Auch ließ der Manager offen, ob sich Siemens Gamesa aus dem großen Onshore-Markt Indien zurückziehen werde. Das schaue man sich an, sagte er. Dort drängten asiatische Hersteller auf den Markt.

Bruch machte deutlich, dass die Sanierung Zeit kosten werde. In den nächsten Quartalen werde man sehen, dass der seit bald einem Jahr bestehende Vertriebsstopp für die Onshore-Plattformen 4.X und 5.X zu Umsatzdellen führen werde. Die 4.X-Plattform soll spätestens im September wieder verkauft werden, bei der 5.X wird es noch bis zum nächsten Jahr dauern. Bruch äußerte sich zuversichtlich, hier auch nach der Pause wieder eine starke Marktposition erreichen zu können.

Im abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal lief es für Siemens Energy deutlich besser als vom Markt erwartet. Der bereinigte operative Gewinn kletterte dank Zuwächsen im Stromnetzgeschäft und mit Rückenwind durch die Abwertung des ägyptischen Pfund von 41 Millionen Euro im Vorjahr auf 170 Millionen in diesem Jahr. Der Markt hatte nur mit 3 Millionen Euro gerechnet.

Netto stand anders als von Analysten erwartet ein Überschuss zu Buche, der mit 108 Millionen Euro noch dazu nicht klein ausfiel. Hier halfen Veräußerungsgewinne. Finanzchefin Maria Ferraro sagte, die angestrebten 3 Milliarden Euro, die in diesem Jahr durch Portfolio-Bereinigungen maximal hereinkommen sollten, seien überwiegend schon erreicht. Ein kleinerer Verkauf könnte in den nächsten Monaten noch gelingen.

Der Auftragsbestand erreichte trotz rückläufigen Neugeschäfts im Windgeschäft mit 119 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Es werde weltweit deutlich stärker in Stromerzeugung und Netze investiert als noch im November angenommen, sagte CEO Bruch.

Deshalb hob Siemens Energy die Jahresprognose für das vergleichbare Umsatzwachstum auf 10 bis 12 Prozent an. Bisher waren 3 bis 7 Prozent Wachstum erwartet worden. Beim operativen Ergebnis werden im schlechtesten Fall zwar weiter rote Zahlen erwartet, doch wird der maximal mögliche Verlust geringer ausfallen als bisher angenommen. Und der Free Cashflow vor Steuern soll mit bis zu 1,0 Milliarden Euro nun positiv ausfallen, nachdem bisher ein Abfluss von rund 1,0 Milliarden Euro erwartet worden war.

Im vergangenen Jahr hatte Siemens Gamesa mit einem Milliardenverlust auch beim Mutterkonzern für rote Zahlen gesorgt. Erst für 2026 wird damit gerechnet, dass die Sparte wieder die Gewinnzone erreicht. Zusätzliche Probleme, die das Ziel infrage stellen würden, wurden zuletzt nicht mehr entdeckt. "Die Wende im Windgeschäft hat weiterhin absolute Priorität", sagte Bruch. Im abgelaufenen Quartal verbuchte Gamesa noch einen operativen Verlust vor Sondereffekten von 448 Millionen Euro.

Die Aktie von Siemens Energy notierte am späten Vormittag auf Xetra mit 11,3 Prozent im Plus. Die Zahlen seien viel besser ausgefallen als erwartet, sagten Händler in Frankfurt.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/hab

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May 08, 2024 05:02 ET (09:02 GMT)