Rede

des Aufsichtsratsvorsitzenden

Gordon Riske

zur Eröffnung

der ordentlichen Hauptversammlung 2024

der

MTU Aero Engines AG

am 8. Mai 2024

Die hier vorab publizierte Version gibt den inhaltlichen Hauptteil der Rede des Aufsichtsratsvorsitzen- den wieder. Einige formale Hinweise zum Ablauf der Hauptversammlung sind nicht enthalten. Die während der Hauptversammlung mündlich gehaltene Rede kann von dieser Vorabfassung gegebe- nenfalls abweichen, insbesondere um aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen.

Es gilt das gesprochene Wort

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Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Der deutsche Gesetzgeber hat die virtuelle Hauptversammlung als gleichberechtigtes Format neben die Präsenzveranstaltung ge- stellt und sie so ausgestaltet, dass sie den Aktionären ohne Ein- schränkungen die gleichen Teilnahme- und Eigentümerrechte bie- tet wie die Präsenzhauptversammlung. Für uns kommt der Aspekt der besseren Zugänglichkeit für unsere internationalen Aktionäre und die Vermeidung der Klimaauswirkungen einer persönlichen Anreise von mehreren hundert Personen hinzu. Als Technologie- unternehmen betrachten wir die virtuelle Hauptversammlung zu- dem als ein modernes, komfortables und aktionärsfreundliches Format, das dem weltweiten Trend der Digitalisierung Rechnung trägt.

Zum Bericht des Aufsichtsrats:

Die MTU ist hervorragend im Markt positioniert und operativ hoch leistungsfähig. Das zeigt sich am starken organischen Wachstum des Unternehmens im Jahr 2023. Die berichteten Umsatz- und Er- gebniszahlen wurden durch das Getriebefan-Inspektionspro- gramm 2023 jedoch erheblich belastet. Durch ihre Technologiefüh- rerschaft, das ausgewogene Portfolio und ihre breite Kundenbasis ist die MTU gut aufgestellt, um Umsatz und Ergebnis auf bereinig- ter Basis auch 2024 weiter zu steigern und auch über das Jahr 2024 hinaus zu wachsen.

Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Stakehol- dern wird der Aufsichtsrat auch 2024 fortsetzen.

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Ich möchte mich im Namen des gesamten Aufsichtsrats beim Vor- stand und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre er- folgreiche Arbeit und ihr hohes Engagement in diesem erneut her- ausfordernden Jahr 2023 bedanken.

Der Dank gilt auch dem Betriebsrat für seine konstruktive Zusam- menarbeit und insbesondere den Aktionären für das Vertrauen, das sie dem Unternehmen im letzten Jahr geschenkt haben und im laufenden Jahr schenken.

Zu der Tätigkeit des Aufsichtsrats im Einzelnen:

Der Aufsichtsrat hat die ihm nach Gesetz, Satzung und seiner Ge- schäftsordnung obliegenden Kontroll- und Beratungsaufgaben 2023 mit Sorgfalt und in vollem Umfang wahrgenommen.

Das Gremium hat den Vorstand regelmäßig bei der Leitung des Unternehmens beraten, die Führung der Geschäfte kontinuierlich begleitet und überwacht und sich von ihrer Recht- und Ordnungs- mäßigkeit überzeugt. In alle Entscheidungen von grundlegender Bedeutung wurde der Aufsichtsrat unmittelbar und frühzeitig ein- bezogen. Der Vorstand hat die Mitglieder des Aufsichtsrats regel- mäßig, zeitnah und umfassend über die Lage des Unternehmens ins Bild gesetzt. Der Aufsichtsrat erhielt monatlich schriftliche Be- richte über die Vermögens-, Finanz- und Ertragssituation der Ge- sellschaft. Bei seinen Sitzungen besprach der Aufsichtsrat auch die Geschäftsentwicklung aller mit der MTU verbundenen Unter- nehmen.

Gemeinsam mit dem Vorstand diskutierte der Aufsichtsrat die Strategie und alle wichtigen Vorhaben. Der Aufsichtsrat hat die strate-

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gische Ausrichtung des Unternehmens mit dem Fokus auf nach- haltiges profitables Wachstum nach sorgfältiger Abwägung und Prüfung befürwortet. Über zustimmungspflichtige Geschäfte wur- den nach Überprüfung und Diskussion mit dem Vorstand Be- schlüsse gefasst. Vorbereitende Sitzungen finden im Bedarfsfall auch ohne den Vorstand statt. Auch hat der Aufsichtsrat seinen Sitzungsplan so eingerichtet, dass er regelmäßig ohne den Vor- stand tagt.

Wie in den Vorjahren hat der Aufsichtsrat die internen Kontrollme- chanismen der MTU überwacht und geprüft. Sein Augenmerk lag vor allem auf dem Risikomanagementsystem, der Revision und der rechtskonformen Unternehmensführung. Der Aufsichtsrat hat diese Systeme unter Mitwirkung des Prüfungsausschusses und im Dialog mit dem Vorstand geprüft und ist zu der Überzeugung ge- kommen, dass die Gesellschaft sie wirksam eingerichtet hat - ins- besondere ein wirksames und angemessenes internes Kontroll- und Risikomanagementsystem in Bezug auf den Rechnungsle- gungsprozess. Ebenso hat sich der Aufsichtsrat ausführlich mit der Compliance des Unternehmens befasst.

Zustimmungs- oder veröffentlichungspflichtige Geschäfte mit na- hestehenden Personen hat es im Berichtsjahr nicht gegeben.

Im Geschäftsjahr 2023 gab es fünf ordentliche Aufsichtsratssitzun- gen und eine außerordentliche Sitzung. Alle Mitglieder haben an allen Sitzungen teilgenommen - die Präsenz betrug 100 %. Zu- sätzlich wurden ein Aufsichtsratsworkshop mit externer Begleitung abgehalten und ein gemeinsamer Strategieworkshop von Vorstand und Aufsichtsrat.

Neben der strategischen Planung befasste sich der Aufsichtsrat in

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seinen Sitzungen im Rahmen der regelmäßigen Nachhaltigkeits- berichterstattung ausführlich mit dem Stand der Implementierung der Corporate Sustainability Reporting Directive der EU und zu- künftigen Antriebskonzepten der MTU mit Verbesserungen in Be- zug auf Klimawirkung und Energieverbrauch, insbesondere mit der Weiterentwicklung der Technologie für die Fliegende Brennstoff- zelle. Im Bereich "elektrisches Fliegen" ließ sich der Aufsichtsrat über die Übernahme des Starnberger Elektromotorenentwicklers eMoSys und die erfolgreiche Vorstellung von MTU-Technologien für klimaneutrales Fliegen auf der Paris Air Show unterrichten.

Zudem berichtete der Vorstand über den Fortschritt des Geother- mie-Projekts der MTU. Die Inbetriebnahme soll im kommenden Winter erfolgen. Die MTU erwartet dadurch am Standort München eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 80 %.

In allen Sitzungen seit Mitte September beschäftigte sich der Auf- sichtsrat mit dem PW1100-Flottenmanagementplan und den dadurch verursachten Ausfallzeiten für die Fluggesellschaften so- wie seinen Auswirkungen auf die MTU. Zusätzlich berichtete der Vorstand einer Arbeitsgruppe des Aufsichtsrats regelmäßig und zeitnah über die aktuelle Entwicklung in diesem Bereich.

Außerdem beschäftigte sich der Aufsichtsrat mit der Vereinbarung der MTU mit dem französischen Triebwerkshersteller Safran zur gemeinsamen Entwicklung eines Hubschraubertriebwerks und der Inbetriebnahme des Prüfstands im neuen zweiten Werk des MTU- Joint Ventures in China sowie der Erreichung des ersten Meilen- steins im Projekt für das Triebwerk des zukünftigen europäischen Kampfflugzeugs.

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Der Vorstand berichtete dem Aufsichtsrat über die Digitalisie- rungswege für alle Kernprozesse der MTU, über das MRO-Segment mit Umsätzen über dem Vor-Covid-Niveau sowie über ge- plante Kapazitätserweiterungen und den weiteren Hochlauf des Joint Ventures EME Aero in Polen und des neuen Standorts in Ser- bien.

Intensiv behandelt und beschlossen wurde das neue Vorstands- vergütungssystem, das heute der Hauptversammlung zur Billigung vorgeschlagen wird.

Thema in jeder Sitzung war die Lage der Gesellschaft. Ich wurde darüber hinaus kontinuierlich über die aktuelle Situation, wichtige Geschäftsvorfälle und bevorstehende bedeutsame Entscheidun- gen unterrichtet. Dazu war ich regelmäßig mit dem Vorstand in Kontakt und habe mich mit ihm über die Strategie, die Planung, die Geschäftsentwicklung, die Risikolage und das Risikomanagement sowie die Compliance des Unternehmens beraten.

Der Aufsichtsrat beriet ausführlich über die operative Planung und das Budget für 2024, die Jahreserfolgsvergütung des Vorstands für das Jahr 2023 und über die Festlegung der Ziele und der Band- breiten für die Jahreserfolgsvergütung des Vorstands für 2024.

Wir haben dem Vorstand ausdrücklich gedankt für dessen Verzicht auf einen erheblichen Teil seiner variablen Vergütung für das Ge- schäftsjahr 2023 angesichts der erwarteten wirtschaftlichen Belas- tungen im Zusammenhang mit dem im letzten Jahr begonnenen Getriebefan-Flottenmanagementplan.

Der Aufsichtsrat setzte sich auch 2023 ausführlich mit der Anwen-

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dung und Umsetzung des Deutschen Corporate Governance Ko- dex auseinander und überprüfte dabei - unter anderem im Wege eines Workshops - die Effizienz seiner Tätigkeit.

Der Aufsichtsrat verfügt neben dem Nominierungsausschuss, der im vergangenen Jahr einmal zusammentrat, über drei paritätisch besetzte Ausschüsse: den Personalausschuss, den Prüfungsaus- schuss und den Vermittlungsausschuss. Über ihre Arbeit lässt sich der Aufsichtsrat im Plenum regelmäßig Bericht erstatten.

Der Personalausschuss beschäftigte sich im vergangenen Jahr in vier Sitzungen - die Präsenz betrug 100 % - unter anderem mit der Jahreserfolgsvergütung des Vorstands für das Jahr 2022, der Festlegung der Ziele der Jahreserfolgsvergütung des Vorstands für das Jahr 2023 sowie der Empfehlung an den Aufsichtsrat hin- sichtlich der Bestellung und Vergütung der Vorstände. Dabei hat der Ausschuss auch über das neue Vergütungssystem des Vor- stands intensiv beraten.

Der Prüfungsausschuss tagte im vergangenen Jahr sechsmal in ordentlichen Sitzungen; die Präsenz betrug 100 %. Er beschäftigte sich speziell mit dem Jahresabschluss, dem Konzernabschluss und dem zusammengefassten Lagebericht einschließlich der Nichtfinanziellen Erklärung des Konzerns und der AG sowie mit der Vermögens-, Finanz- und Ertragssituation und den Jahres- bzw. Halbjahresberichten sowie Quartalsmitteilungen.

Der Prüfungsausschuss überwachte die Qualität der Abschluss- prüfung und die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers. Daneben hat der Prüfungsausschuss das Verfahren zur Beauftragung des Abschlussprüfers mit der Erbringung von Nicht- Prüfungsleistun- gen überprüft und bestätigt. Er legte die Prüfungsschwerpunkte für

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den Konzern- und Jahresabschluss 2023 fest und schloss den Ver- trag mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, München.

Der Prüfungsausschuss hat sich 2023 in vier seiner Sitzungen so- wie zusätzlich in direkten Gesprächen außerhalb der Sitzungen mit dem Abschlussprüfer über dessen Prüfungsstrategie, Prüfungs- prozess und dessen Qualitätssicherungskonzept berichten lassen.

Als Ergebnis seiner Prüfung empfahl der Ausschuss dem Auf- sichtsrat, den Jahresabschluss festzustellen, den Konzernab- schluss zu billigen, den Zusammengefassten Lagebericht und die Nichtfinanzielle Erklärung zu genehmigen und dem Gewinnver- wendungsvorschlag des Vorstands zuzustimmen.

Der Prüfungsausschuss überwachte den Prozess der Rechnungs- legung und das darauf bezogene interne Kontroll- und Risikoma- nagementsystem sowie das Compliance-Managementsystem.

Ferner befasste sich der Prüfungsausschuss mit den notwendigen Abwertungen wegen des Ukrainekriegs, der Bilanzierung der GTF- Triebwerke, dem finanziellen Status der Joint Ventures in Polen und China, den Flugzeugfinanzierungen und Geldanlagen, der Im- plementierung der Corporate Sustainability Reporting Directive der EU, der Erfassung indirekter Emissionen in der Wertschöpfungs- kette der MTU gemäß "Scope 3" sowie mit den Quartalsabschlüs- sen der MTU. Zudem ließ sich der Prüfungsausschuss über die Vorgehensweise der Gesellschaft in Bezug auf die Ableitung und Berichterstattung bereinigter Kennzahlen und die Organisation des Rechnungswesens sowie über die Weiterentwicklung des Risiko- managementsystems und des internen Kontrollsystems informie- ren.

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Der Aufsichtsrat machte nach Prüfung des mit uneingeschränkten Bestätigungsvermerken des Abschlussprüfers versehenen Jahres- abschlusses, des Konzernabschlusses, des Zusammengefassten Lageberichts sowie der Nichtfinanziellen Erklärung und des Ver- gütungsberichts keine Einwände geltend.

Der vorgelegte Jahresabschluss und der Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2023 wurden in der Aufsichtsratssitzung am 19. März 2024 gebilligt. Damit ist der Jahresabschluss festgestellt. Dem Vorschlag des Vorstands für die Verwendung des Bilanzge- winns stimmte das Gremium unter Abwägung der Interessen der Aktionäre und der Gesellschaft zu.

Wechsel in den Organen

Der ehemalige Technikvorstand der MTU, Lars Wagner, ist seit 1. Januar 2023 neuer CEO und Dr. Silke Maurer seit 1. Februar 2023 neuer Chief Operating Officer.

Im Aufsichtsrat gab es 2023 vier Wechsel. Auf der Seite der Ar- beitnehmervertreter gab es drei Veränderungen: Thomas Dautl, Heike Madan und Michael Winkelmann waren bis 11. Mai 2023 im Gremium tätig; seit 11. Mai 2023 sind Kai Eisenblätter, Dr.-Ing. Marc Haltrich und Claudia Sowa-Frank Mitglieder des Aufsichts- rats. Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Heike Madan, Thomas Dautl und Michael Winkelmann für ihre Tätigkeit.

Auf der Seite der Anteilseignervertreter endete die Amtszeit von Dr. Jürgen M. Geißinger mit Beendigung der ordentlichen Haupt- versammlung am 11. Mai 2023. Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Dr. Jürgen M. Geißinger für seine langjährige Tätigkeit und sein großes Engagement.

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Ute Wolf ist neues Aufsichtsratsmitglied. Auf der Hauptversamm- lung am 11. Mai 2023 wurde sie mit 97,38% der Stimmen in den Aufsichtsrat der MTU gewählt.

Vorstandsvergütung

Meine Damen und Herren,

ich möchte Sie nun über die Grundzüge des neuen Vergütungs- systems der Vorstandsmitglieder informieren.

Hinweisen möchte ich zunächst auf die Seiten 19 ff. des Ge- schäftsberichts. Dort haben wir, wie es das Gesetz verlangt, die Vergütung der Vorstandsmitglieder und ihre Entwicklung im Ge- schäftsjahr 2023 individualisiert ausgewiesen sowie im Einzelnen erläutert. Wir haben das Vergütungssystem überarbeitet und an die Vorgaben des Deutschen Corporate Governance Kodex ange- passt sowie aktuelle Marktentwicklungen und die Erwartungen un- serer Investoren berücksichtigt.

Die Anpassungen wurden vom Aufsichtsrat auf Basis der Empfeh- lungen eines externen, unabhängigen Beraters entwickelt und tra- gen den geltenden Rahmenbedingungen für die Vergütung der Vorstände deutscher börsennotierter Gesellschaften Rechnung. Von dem Berater wurde die Angemessenheit der Vergütung insge- samt und die Marktkonformität jeder einzelnen Vergütungskompo- nente ausdrücklich bestätigt. Sie bewegen sich bei jedem der Vor- standsmitglieder im Mittelfeld bzw. im unteren Bereich des Ver- gleichsmarktes.

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MTU Aero Engines AG published this content on 08 May 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 08 May 2024 09:18:01 UTC.