Moody's, das seit Monaten eine mögliche Herabstufung ins Auge gefasst hatte, schloss den Prozess am späten Donnerstag ab, indem es das Land um eine Stufe in die Caa1-Kategorie "erhebliches Risiko" herabsetzte, was sieben Sprossen in Richtung "Ramsch" bedeutet.
Die Ratingagentur hatte die sich verschlimmernden Schuldenprobleme des Landes inmitten einer schweren Wirtschaftskrise angeführt, die zu einer Reihe von Abwertungen, einer Rekordinflation und dazu geführt hat, dass immer mehr Bürger riskante Wege aus dem Land suchen.
In der ersten Marktreaktion fielen einige der internationalen Anleihen der Regierung, die in Dollar denominiert sind, um fast 3 Cent auf den niedrigsten Stand seit Mai, bevor eine Erholung einsetzte und die meisten nur noch 0,2-0,5 Cent nachgaben.
Als Reaktion auf die Herabstufung durch Moody's sagte der ägyptische Finanzminister Mohamed Maait in einer Erklärung, dass die Regierung strukturelle Reformen durchführe, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen und Maßnahmen zur Ankurbelung von Investitionen zu ergreifen.
Er fügte hinzu, dass Ägypten die Ausgaben in dem im Juni zu Ende gegangenen Haushaltsjahr trotz der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die unter anderem die Preise für wichtige Importe wie Kraftstoff und einige Lebensmittel in die Höhe getrieben haben, eingedämmt hat.
Das Land hat seine Währung seit März letzten Jahres wiederholt abgewertet, so dass sie nur noch die Hälfte ihres früheren Wertes hat. Doch am Donnerstag sagte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, gegenüber Bloomberg, dass das Land seine Reserven weiter "ausbluten" lassen wird, wenn es dies nicht wieder tut.
"Es gibt noch einiges zu tun in der Frage, wie der Wechselkurs am besten zu bewegen ist", sagte Georgieva in einem separaten Interview mit Al Arabiya TV und fügte hinzu, dass es immer noch möglich sei, dass der IWF eine verzögerte erste Überprüfung seines jüngsten 3-Milliarden-Dollar-Programms mit Ägypten bis Ende des Jahres durchführe.
FINANZIERUNGSLÜCKE
Die Analysten von JPMorgan sagten, der Zeitpunkt der Herabstufung durch Moody's sei etwas überraschend gewesen, da sie weit innerhalb der 90-tägigen Überprüfungsfrist lag, die Moody's sich selbst für die Entscheidung gegeben hatte.
Es könnte noch mehr kommen. Moody's Note liegt nun zwei Stufen unter der von S&P Global und Fitch. Die nächste Überprüfung durch S&P findet jedoch erst in zwei Wochen am 20. Oktober statt, gefolgt von Fitch am 3. November. Beide haben "negative Ausblicke" - also Warnungen vor einer Herabstufung - für ihre Ratings.
COVID-19 hat Ägyptens wichtige Tourismusbranche schwer getroffen und die diesjährige Erholung wurde durch den Anstieg der weltweiten Zinssätze wieder zunichte gemacht, wodurch die Verwaltung der Auslandskredite, die sich in den sieben Jahren bis 2022 auf über 160 Milliarden Dollar vervierfacht haben, schwieriger geworden ist.
"In Anbetracht der geringen Fortschritte bei der Überprüfung des IWF-Programms, des Drucks auf die Devisenmärkte und der bevorstehenden Wahlen sowie des jüngsten globalen Risikoabbaus werden ägyptische Staatsanleihen unserer Meinung nach weiterhin unter Druck bleiben", so die Analysten von JPMorgan.
Mindestens zwei ägyptische Banken haben diese Woche die Verwendung von Pfund-Debitkarten im Ausland ausgesetzt, um den Devisenabfluss einzudämmen, und es wird erwartet, dass weitere Banken diesem Beispiel folgen werden.
Ägyptens IWF-Rettungspaket ist an die Bedingung geknüpft, die Währung floaten zu lassen und staatliche Vermögenswerte zu verkaufen. Der Verkauf von Vermögenswerten verläuft jedoch schleppend, und die Regierung zögert, das Pfund vor den Präsidentschaftswahlen abzuwerten und damit den Zorn der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen.
Ökonomen sagten, dass die Herabstufung und die Kommentare von Georgieva es kurzfristig schwieriger machen würden, Geld ins Land zu holen.
"Die Verzögerungen bei den IWF-Prüfungen und die Herabstufung der Kreditwürdigkeit geben Anlass zur Sorge über die große Außenfinanzierungslücke Ägyptens", sagte Monica Malik, Chefvolkswirtin der Abu Dhabi Commercial Bank, gegenüber Reuters.
"Um das Vertrauen der Investoren und die Kapitalzuflüsse zu erhöhen, sind signifikante und breit angelegte Reformen erforderlich."
Einige warnten auch davor, dass die Herabstufung einige Investoren dazu zwingen könnte, die von ihnen gehaltenen Anleihen zu verkaufen. Dies könnte die lokalen Kreditkosten in die Höhe treiben und das Haushaltsdefizit vergrößern. Ein solcher Schritt könnte auch die Kapitaladäquanzquoten der lokalen Banken beeinträchtigen.
