Von Jon Sindreu

LONDON (Dow Jones)--Aus rein rationaler Sicht ist eine feindliche Übernahme des Rivalen Banco de Sabadell durch die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA (BBVA) sinnvoll. Aber wenn man bedenkt, wie viele Menschen das verärgern wird, ist es ein riskantes Spiel.

Die BBVA hat den Sabadell-Aktionären am Donnerstag offiziell ein Angebot zu denselben Bedingungen unterbreitet, die das Board der kleineren Bank zuvor abgelehnt hatte.

Die Aktionäre bekämen für je 4,83 Sabadell-Aktien eine BBVA-Aktie, was einem Aufschlag von 30 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom 29. April entspricht. Die Sabadell-Aktie ist seither um 7 Prozent gestiegen und hat sich nach der Nachricht vom Donnerstag weiter erholt.

Dieser Preis für Sabadell erscheint angemessen, auch wenn er höher ist als das, was BBVA im Jahr 2020 geboten hat. Laut Factset erzielt die BBVA 47 Prozent ihrer Einnahmen in Mexiko und ist auch in anderen Schwellenländern wie der Türkei, Peru und Argentinien stark vertreten - ein eher wackeliges Fundament.

Durch die Übernahme von Sabadell würde die BBVA zur zweitgrößten Bank in Spanien werden, gemessen am Anteil am Kreditmarkt. Die BBVA hat bereits durch Akquisitionen in Sabadells historischer Heimat Katalonien expandiert und könnte daher dort große Kosteneinsparungen erzielen.

Die Vorteile für die Sabadell-Aktionäre sind weniger offensichtlich. Die Bank hat einige ihrer Rentabilitätsprobleme durch umfangreiche Entlassungsrunden und die Sanierung ihres britischen Zweigs, TSB, behoben. Die Aktien der Bank haben sich endlich erholt, sind aber immer noch unterbewertet und werden mit dem 0,8-fachen des materiellen Buchwerts gehandelt.

Der Nachteil eines reinen Aktiendeals besteht darin, dass die BBVA-Aktie jetzt 11 Prozent weniger wert ist als am 29. April, da die Anleger der geplanten Übernahme recht negativ gegenüberstanden.

Für die Sabadell-Anleger, die seit der Finanzkrise von 2008 immer wieder auf die Nase gefallen sind, ist der Tausch dennoch verlockend. In Bezug auf die Gesamtrendite haben sie seit 15 Jahren 12 Prozent verloren.

Das Scheitern der früheren Übernahmegespräche deutet jedoch auf einen großen Kulturkonflikt zwischen BBVA und Sabadell hin. Sabadell-Chairman Josep Oliu könnte sich wehren, um das Verschwinden der 143 Jahre alten Bank zu verhindern.

Noch wichtiger ist, dass der politische Widerstand heftig ist, da eine Übernahme die Marktkonzentration erhöhen und viele Arbeitsplätze vernichten würde. Die Regulierungsbehörden werden Druck ausüben, um die Übernahme zu verhindern. Historische Präzedenzfälle sind wenige und diese wenig ermutigend: Banco Bilbaos Versuch einer feindlichen Übernahme von Banesto in den 1980er Jahren war ein totaler Flop.

Für das BBVA-Management mag es sich trotzdem lohnen, durchzuhalten, falls der Kauf zustande kommt. Aber die Manager werden eine Menge über sich ergehen lassen müssen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/mgo/thl

(END) Dow Jones Newswires

May 09, 2024 08:18 ET (12:18 GMT)