Istanbul (Reuters) - Die türkische Regierung will den Handel mit Israel erst bei einer dauerhaften Waffenruhe im Gazastreifen wieder zulassen.

Zudem müssten die Palästinenser dort ungehindert humanitäre Hilfe erhalten, sagte Handelsminister Omer Bolat am Freitag in einer Rede in Istanbul. Die kompromisslose Haltung Israels und die sich verschlechternde Lage im Gazastreifen seien die Gründe für den am Donnerstagabend verkündeten Handelsstopp.

Türkische Exporteure mit festen Aufträgen suchen Insidern zufolge derzeit nach Möglichkeiten, ihre Waren über Drittländer nach Israel zu schicken. Das sagten vier Vertreter aus dem Exportsektor der Nachrichtenagentur Reuters.

Der gegenseitige Warenaustausch summierte sich im vergangenen Jahr auf knapp sieben Milliarden Dollar. Die Türkei ist der erste wichtige Handelspartner Israels, der seine Exporte und Importe wegen der Militäraktion im Gazastreifen einstellt. Der israelische Außenminister Israel Katz kritisierte den Schritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er verstoße gegen internationale Handelsabkommen und sei "das Verhalten eines Diktators". Die militante Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, lobte dagegen die Entscheidung als mutig und hilfreich für die Rechte der Palästinenser.

Im vergangenen Monat verhängte die Türkei wegen des Gaza-Kriegs bereits Handelsbeschränkungen gegen Israel, etwa bei Stahl, Düngemittel und Flugzeugtreibstoff. Dies war die erste bedeutende Maßnahme der türkischen Regierung gegen Israel in dem seit rund sieben Monate tobenden Gaza-Krieg, der durch den Überfall der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas am 7. Oktober begann. Das Nato-Mitglied Türkei hat Israel für sein Vorgehen im Gazastreifen scharf verurteilt. Erdogan sah sich wegen der Handelsbeziehungen in dem muslimisch geprägten Land wachsender Kritik ausgesetzt.

Die wichtigsten türkischen Exportgüter nach Israel sind Stahl, Fahrzeuge, Kunststoffe, elektrische Geräte und Maschinen. Bei den Einfuhren dominierten im vergangenen Jahr Kraftstoffe, wie türkische Handelsdaten zeigen.

(Bericht von Huseyin Hayatsever, Can Sezer und Daren Butler, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)